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Ein Hoch auf das Nichts-Tun!!

Nichts tun ist gar nicht so einfach - zumindest für viele Menschen. Gut, manche wollen auch gar nicht nichts tun können. Weil wir so sozialisiert sind, dass wir dies sofort mit Faulheit gleichsetzen. Bei uns geht es ja fast immer um Produktivität und Sinnhaftigkeit und Zielorientierung - sogar in der privaten Freizeit.

Andere dagegen würden schon sehr gerne nichts tun können, müssen aber immer irgendwas tun. Geradezu zwanghaft. Und ärgern sich, dass sie es ihnen so schwer fällt. Wo sie doch - wenn es ihnen mal gelingt - feststellen, wie gut das tut. Urlaub ist eine wunderbare Gelegenheit das Nichts-Tun zu üben.

Aber wozu denn eigentlich - mag sich so manch rastloser Mensch fragen. Gute Frage! Und wie auf fast alle Fragen der heutigen Zeit haben die Neuro-Wissenschaftler eine passende Antwort: wegen der notwendigen Konsolidierung. Das Gehirn hat dann nämlich endlich die Möglichkeit, alle - um es ganz salopp auszudrücken - Themen, die noch in der Pipeline hängen, an der richtigen Stelle im Gehirn abzulegen. Ohne ständig mit neuem Nachschub an Informationen und Eindrücken und Überlegungen kämpfen zu müssen.

Es tut also das, was es jede Nacht versucht: verarbeiten, zuordnen, verknüpfen, aufräumen, konsolidieren. Nur dass es nächtens oft nicht fertig wird, das staut sich so manches auf und wartet darauf es aus dem Weg geräumt zu werden. Deswegen braucht es das Nichts-Tun. Also: eigentlich arbeitet das Gehirn auf Hochtouren im Hintergrund und Du unterstützt es, indem Du nichts tust. Ist doch perfekt!

Was ist überhaupt Nichts-Tun?
Nichts-tun ist vor allem nichts Geistiges tun. Von so mancher Zwanghaftigkeit im Urlaub mag ich hier gar nicht sprechen, wie z.B. das Hetzen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten oder von einem Freizeit-Event zum nächsten. Nichts zu tun bedeutet absolut verschwenderisch mit seiner Zeit zu sein. Sie zu vergeuden - völlig unproduktiv und ohne Sinn und Zweck. Zeit mit vollen Händen ausgeben, ohne zu wissen wofür!

Nichts tun ist auch nicht gleich zu setzen mit warten, das wäre ja schon wieder etwas zielgerichtetes. Jedoch kann man während des Wartens wunderbar nichts tun - also nicht lesen, nicht aufs Handy schauen, kein Hörbuch hören, keine zwischenmenschliche Schauspiele beobachten, nicht fernsehen, nicht strukturiert denken, nicht stricken und nicht chatten.

Ja, was machen denn dann Nichts-Tuer?
Natürlich nichts. Und es gibt bestimmte Umstände, die das Nichts-Tun erleichtern: z.B. schwören professionelle Nichts-Tuer auf lange Bus- oder Autofahrten (als Beifahrer), auf denen man möglichst wenig mit anderen kommuniziert, sondern einfach nur aus dem Fenster starrt. Die Landschaften und Städte an sich vorbei ziehen zu lassen, ohne groß darüber nachzudenken. Eher ziemlich dumpfsinnig rausglotzen. Sich nicht merken, was man gesehen hat, mit niemanden darüber diskutieren. Die Eindrücke aufnehmen und wieder loslassen, ziehen lassen.

Oder an einem Fluss, einem See oder am Meer sitzen und stundenlang auf das Wasser schauen. Sehr gut eignen sich durchaus Lagerfeuer oder Sternenhimmel und zur Not gehen auch die laufende Waschmaschine, oder das Standbild des Fernsehers. Auch hier einfach nur sitzen und den Moment aufnehmen, ohne Gestern und Morgen. Ohne bewusster Wahrnehmungsübung, ohne jeden Auftrag und Aufgabe.

Nichts-Tuer können übrigens auch ganz toll schweigen. Einfach den Mund halten, nicht immer alles kommentieren oder diskutieren müssen. Miteinander schweigen, können nicht viele. Und dabei ist es eine so wertvolle Fähigkeit. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: „erst wenn Du mit jemanden schweigen kannst, bis Du ihm wirklich nahe“.

Und Nichts-Tuer haben schon gar nicht diesen Drang, alles zu fotografieren, zu posten, zu twittern. Sie nehmen den Augenblick so wie er ist. Sie überlegen nicht, wie sie ihn witzig kommentieren oder teilen können. Sie brauchen ihn nicht teilen, denn er gehört ihnen ganz und gar - ohne dass sie anderen dabei etwas wegnehmen würden.

Nichts-Tuer sind auch keine Tagträumer - dafür sie sind an die Decke-Starrer oder Löcher-in-die-Luft-Gucker. Dabei geht ihnen nicht viel durch den Kopf. Weil sie eben nichts tun, also auch nichts träumen oder denken - auch wenn sie eigentlich äußerst kluge Leute sind. Und wenn, dann denken sie eher so in Fetzen. Ohne Anfänge und Enden. Ohne Struktur und Reihenfolge. Und schon gar nicht so, dass es irgendwie zum Mitteilen wäre.

Fazit: wenn Du nicht eh schon im Alltag nichts tun kannst, dann fang doch einfach im Urlaub an - ohne groß darüber nachzudenken, natürlich :-).

Schönen Urlaub, und viel Leere im Hirn!
In den kommenden beiden Wochen wird es keinen Blog geben,
denn da gebe ich mich voll und ganz dem Nichts-tun hin!

Danke für’s Teilen :-)

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