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Achtsamkeits-Übung: Geräusche-Landkarte erstellen

Es ist morgens um kurz vor acht. Ich sitze als eine der ersten Gäste in einem Straßencafé, vor mir eine leere Doppelseite eines Notizbuchs. Ich schließe die Augen, dann schreibe und zeichne ich auf: in die linke obere Ecke einen Vogel, oben in der Mitte ein Flugzeug, links unten ein Wort: Rascheln. Ich schließe wieder die Augen. Im Nu sind die Seiten mit kleinen Skizzen, Stichworten und kurzen Sätzen gefüllt. Wer mir über die Schulter schaut, wird sich fragen: "Was macht die denn da?". Ganz einfach: Ich erstelle eine Geräusche-Landkarte, eine Übung aus dem Achtsamkeits-Training.

So erstellst Du eine Geräusche-Landkarte:

Bei dieser Übung nimmt man sich ein paar Minuten - ich empfehle mindestens 5min - Zeit und achtet auf alle Geräusche in der Umgebung, die jetzt gerade da sind. Man nimmt sie einfach nur wahr, ohne jede Einordnung oder Bewertung. Der besondere Effekt dieser Aufgabe kommt tatsächlich durch das Aufschreiben bzw. Skizzieren zustande. Denn man notiert, wo welches Geräusch zu hören ist. Wenn links ein Hund bellt, dann schreibt man links auf das Papier "Bellen" oder zeichnet einen Hund auf. Nach und nach wird das Blatt immer voller.

 

Kennengelernt habe ich diese Übung in einer Lerncoach-Ausbildung von einer Teilnehmerin, die unsere Gruppe eingeladen hat, dies mit ihr auszuprobieren. Mich hat das sofort fasziniert, denn obwohl wir an einem sehr ruhigen Ort waren, füllte sich mein Blatt in Windeseile.

 

Was ist die Wirkung davon?

- man wird schnell und unkompliziert in das Hier und  Jetzt geführt.

- man erlebt sich als Teil, ja fast schon Mittelpunkt, des aktuellen Geschehens.

- man ist erstaunt, von welcher Geräusche-Vielfalt die Welt erfüllt ist.

- man erlebt einen Moment der Auszeit in der Alltagshektik.

- man spürt Erholung, Frische und neue Konzentration.

- die Nachwirkung ist enorm: noch lange danach ist das Gehör extrem sensibilisiert.

Mittlerweile habe ich mir ein dünnes Notizbüchlein zugelegt, das sich nach und nach mit verschiedenen Geräusche-Landkarten gefüllt hat. Manchmal blättere ich es durch und erlebe die Momente, in denen ich sie erstellt habe noch einmal nach: hier saß ich im Zug nach Frankfurt, dort auf dem Balkon in den frühen Morgenstunden, dort mitten im Trubel an einem Sommertag an der Isar usw. So ist es also sogar ein Geräusche-Tagebuch geworden - ein netter, aber nicht gewollter Nebeneffekt.

 

Wie setze ich sie im Coaching ein?

Ich gebe diese Übung meinen Klient/innen mit, sei es als Stresspräventions-Übung für die kleine "Erholungspause" zwischendurch und natürlich im Kontext Konzentration als eine Methode, um zu lernen das Steuerrad der Gedanken-Kontrolle zu übernehmen. 

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Geräusche-Landkarte Kinder ebenso anspricht wie Jugendliche oder ältere Erwachsene. Und wie immer bei solchen Übungen: Je regelmäßiger man sie durchführt, desto wirkungsvoller ist sie.

 

Danke fü's Teilen :-)

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