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Flipped Learning löst Grenzen zwischen Lernen und Alltag auf

Mit "flipped learning" durchdringt das Lernen die Grenze zwischen Seminar und Alltag
Mit "flipped learning" durchdringt das Lernen die Grenze zwischen Seminar und Alltag

   

 

Wenn ich versuche, anderen zu erklären wie viele unserer Seminare und v.a. zunehmend die Inhouse-Trainings aufgebaut sind, dann verstehen es die meisten zunächst nicht. 

 

Das liegt daran, dass diese Trainings-Form noch eher ungewöhnlich ist und es daher bis jetzt keinen wirklich guten, passenden Begriff dafür gibt.

 

Ich finde: es ist Zeit, dies zu ändern, denn diese Art des Lernens wird die Zukunft des Lernens sein - aus guten Gründen!

 

Licht ins Dunkel der Begriffe

 

Blended Learning beschreibt immer eine Mischung aus Lernformen und würde eigentlich gut passen. Doch: fast alle, die ich dazu befragt habe, sagen: "klar, das ist die Kombination von Präsenz- und Online-Trainings". Passt nicht wirklich.

 

Hybrides Lernen beschreibt ebenfalls eine Kombination des Lernens, doch auch hier denken die meisten an folgendes: Einer Präsenz-Veranstaltung sind Lernende online zugeschaltet. 

 

Flipped Classroom kommt eher aus dem schulischen Bereich und bedeutet: Unterrichts-Inhalte eignen sich die Schüler*innen selbständig zu Hause (z.B. über Videos) an und im Unterricht wird v.a. geübt, diskutiert und angewendet. Synonyme für flipped classroom sind: inverted und reverse Learning. 

 

Flipped Classroom kommt unserer Trainings-Form schon sehr nahe, auch wenn die Live-Einheiten nicht in Präsenz, sondern online stattfinden. Und der Begriff Classroom deutet eher auf Schule hin und dort sind wir zwar auch, aber nicht überwiegend unterwegs.

 

Letztlich finden wir, dass der Begriff "Flipped Learning" am besten passt, weil die ersten Assoziationen bereits in die richtige Richtung gehen.

 

 

Was genau bedeutet "Flipped Learning"

 

Flipped Learning bedeutet, dass nicht nur in  LiveOnline-Seminaren (Webinaren) gelernt wird, sondern dass das Lernen auch - online- selbstorganisiert in einer inspirierenden Lernumgebung stattfindet. Dabei wird auf viel individuelle Begleitung, Austausch und Kooperation innerhalb der Seminargruppe geachtet. Mit einsamem Selbstlernen hat das nichts zu tun. 

 

Auf diese Weise kann Lernen sowohl individuell und bedarfsgerecht als auch in einer lernenden Community stattfinden. Dies wiederum sorgt für ein völlig neues und tiefgehendes Lernerlebnis mit großer Nachhaltigkeit.

 

Durch Flipped Learning durchdringt das Lernen den Alltag auf positive Weise. Aus unserer Sicht ist das die Zukunft des Lernens.

 

 

Ein konkretes Beispiel "Beschwerdemanagement als flipped learning"

 

Ein Unternehmen möchte das Thema "Beschwerdemanagement" komplett online und als flipped learning Variante ihren Mitarbeiter*innen anbieten. Wichtig ist ihnen, dass die Gruppe von 12 Teilnehmenden von verschiedenen Standorten, intensiv zusammenarbeiten. Der Seminarzeitraum ist auf 4 Wochen angelegt.

 

Die Herausforderung ist, dass sehr unterschiedliche Vorkenntnisse und Erfahrungen da sind. Die einen sind völlig neu in dem Thema, andere haben bereits Seminare dazu besucht. In dem Training sollen sich die einen nicht langweilen und die anderen nicht überfordert werden.

 

Die Bandbreite der Inhalte werden mit dem Auftraggeber zusammen mit den Teilnehmenden festgelegt. Es beginnt bei den Basics und geht bis zu fortgeschrittenen, spezifischen Themen.

 

Und so lief das Seminar ab:

1) Online-Seminarhaus wird eingerichtet:

Dies ist das Herzstück des Seminars, denn dort werden sich die Teilnehmenden nahezu täglich aufhalten. 

 

Wir richten ein Foyer ein, in dem wir die Gruppe willkommen heißen, dazu kommt die Cafeteria zum Plaudern, eine Auszeit-Insel zum Entspannen, ein Vorstellungsraum und eine Frage-Lounge. Wichtig ist uns, dass wir eine Lernumgebung mit einer einladenden, schönen Atmosphäre schaffen.

 

Die Kursräume werden mit den Inhalten und passenden a:ctivities (Aufgaben) und mit dazu gehörigen Diskussions- / Austausch-Ecken bestückt.

 

 

2) KickOff als LiveOnline-Seminar

Zum Auftakt kommen alle Teilnehmenden in einem Online-Seminar live zusammen. Wir lernen uns kennen, stellen den Ablauf vor und blicken gemeinsam in das Seminarhaus.

 

3) Thema 1 - Asynchrones Lernphase (1 Woche)

Noch am selben Tag loggen sich alle ins Online-Seminarhaus ein, stellen sich dort noch einmal auf spezielle kreative Weise vor, schauen sich um und finden sich zurecht.

 

In den nächsten Tagen schauen sie sich Videos an und hören Podcasts mit den Inhalten. ABER: nicht alle die gleichen, sondern je nach individuellem Lernziel nur ausgewählte. Bei der Wahl der Videos unterstützen wir als Lernbegleiter bzw. Lerncoaches. Die Unerfahrenen werden sich eher die Basics aussuchen, die Erfahrenen eher die tiefergehenden.

 

Zu dem ersten Themen-Block gibt es eine Reihe von a:ctivities, die von den Teilnehmenden gemacht werden. Z.T. in Einzelarbeit, z.T. in kleinen Teams. Diese Teams organisieren sich selbst, treffen sich online, tauschen sich aus, erarbeiten gemeinsam ein Thema etc.

 

An vielen Stellen werden die Teilnehmenden eingeladen, ihre Gedanken in den Austausch-Ecken zu teilen. Z.B. "wie ist eigentlich meine Haltung zu Beschwerden? Sind sie nervig, herausfordernd, weiterbringend ...?". Reflexion wird hier sehr groß geschrieben. 

 

Gerade weil die Kommunikation zeitversetzt stattfindet, ist sie oft sehr tiefgehend. Man muss nicht sofort mit einer Antwort oder Idee herausplatzen, sondern kann seine Gedanken zunächst ordnen und sie dann erst teilen.

 

4) Thema 1 im zweiten LiveOnline Seminar

Nach einer Woche findet das nächste Live-Online-Seminar statt (2h) . Die Teilnehmenden berichten über ihre Erfahrungen, über ihre Beobachtungen was die neuen Kenntnisse im Alltag bereits verändert haben etc. . Es gibt weitere Gruppen-Übungen und eine Einstimmung auf den zweiten Themenblock.

 

5) Thema 2 - asynchrone Lernphase (1 Woche)

Die nächsten Themen und a:ctivities sind freigeschaltet ... 

 

usw.

 

Das Seminar wird in einer letzten LiveSession abgeschlossen, das Seminarhaus bleibt noch für weitere 2 Wochen geöffnet und schließt dann.

 

 

 

Vorteile von "flipped Learning"

 

Der größte Vorteil ist sicherlich die Nachhaltigkeit dieser Trainings. Während Präsenz-Seminare und auch LiveOnline-Seminare immer mit einem gelungenen Transfer in den (Arbeits-)Alltag zu kämpfen haben, ist das hier nicht der Fall. 

 

Durch die asynchronen Phasen gibt es im Rahmen des Seminars nie einen gedanklichen Feierabend. Irgendwie ist man immer mit dem Thema beschäftigt, die Inhalte durchdringen bereits während des Seminars den Alltag.

 

 

Durch diese Art des Seminars werden Inhalte in gut verdaulichen Lern-Häppchen aufgenommen, die sofort in den Alltag integriert werden. Das Gefühl der Übersättigung stellt sich gar nicht erst ein.

 

Die Berücksichtigung von individuellen Lernzielen ist möglich, was in reinen LiveOnline oder Präsenz-Veranstaltungen nur hinlänglich umsetzbar ist. 

 

 

Tipps für gelungenes "Flipped Learning"

 

Sehr wichtig ist, dass den Teilnehmenden klar ist, dass das Lernen nicht nur in den LiveOnline-Seminaren, sondern auch - manchmal v.a. - in den asynchronen Phasen stattfindet. Das bedeutet, dass ihnen ein entsprechendes Lernzeitbudget zur  Verfügung steht und die Einhaltung auch gewährleistet ist (im obigen Beispiel waren es insgesamt 5 Stunden pro Woche, davon 3 asynchron). 

 

Selbstorganisiertes Lernen entspricht (noch) nicht unserer Lern-Sozialisation, d.h. es braucht entsprechende Unterstützung von den Lernbegleiter*innen und auch Vorgesetzten und Kolleg*innen. Bei der Planung kann man sehr gut mit der Verteilung von synchron und asynchron spielen: für sehr selbstorganisiert arbeitende Zielgruppen kann der asynchrone Anteile viel höher sein als bei denen, die sich da schwer tun ... . 

 

Der Betreuung und der Kommunikation in den asynchronen Phasen sollte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Denn viele denken, dass in diesen Phasen die Lernenden alleine gelassen werden. Das Gegenteil ist der Fall: hier kommen wir mit den Teilnehmenden in intensiven individuellen Kontakt und können sehr eng begleiten.

 

 

"Flipped Learning" als Zukunftsmodell des privaten und betrieblichen Lernens

 

Wir stellen fest, dass diese Art des Online-Trainings zunehmend akzeptiert und wertgeschätzt wird. In der privaten Fort- und Weiterbildung ist dies schon lange so (lange vor Corona), in den Unternehmen hält es jetzt nach und nach Einzug. Während in 2020 die Präsenz-Seminare einfach als LiveOnline-Trainings adaptiert wurden, wird jetzt Weiterbildung zunehmend neu gedacht. Das ist gut. Sehr gut sogar!

 

 

Neugierig auf "Flipped Learning"?

Dann ist die Agile eTrainer*innen Ausbildung (auch als Inhouse Variante) genau das richtige.
Hier gibt es nähere Infos.

 

Und am 05.06.2021 gibt es den Tag der offenen Türe in unserem Online-Seminarzentrum. Da bekommst du eine Idee, wie so ein virtuelles Seminarhaus aussieht. Zur kostenlosen Anmeldung

 

E-Mail an uns.

  

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