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Tipp fürs (e)Training: Was der Schläfenlappen mit Rollenspielen zu tun hat

 

 

Kennst du diese Situation? Du schickst deine Teilnehmenden in Nebenräume für ein kleines Rollenspiel bzw. eine Coaching-Übung. 

 

Du öffnest die Türe oder trittst dem Online-Nebenraum bei und merkst, dass der übende Coach für einen Moment aus dem Tritt gekommen ist. Manche bleiben in diesem inneren holprigen Zustand sogar für die gesamte Zeit, während du mit ihnen im Raum bist. 

 

Und das, obwohl ihr einen wirklich guten Draht zueinander habt, du eine vertrauensvolle Beziehung und eine Atmosphäre geschaffen hast, in der Fehler als Lernchancen begriffen werden. 

 

Woran liegt das?

Es ist ein neurobiologisches Phänomen, das der Neurowissenschaftler Henning Beck im November 2021 in einem Artikel von manager seminare beschrieben hat: Menschen, die unter Beobachtung, v.a. unter bewertender Beobachtung stehen, sind in ihrer "Leistung" eingeschränkt. Das hat was mit ganz bestimmten Gehirnregionen zu tun: 

 

Der untere Schläfenlappen ist dafür zuständig, dass andere Hirnareale aktiviert und aufeinander abgestimmt werden, um Handlungen gut auszuführen. Dieser Bereich wird jedoch gehemmt durch die Regionen, die bei Beobachtung anspringen. 

 

Henning Beck verwendet als sehr gut nachvollziehbares Beispiel, dass wir in aller Regel gut einparken können, unter Beobachtung jedoch womöglich mehrere Anläufe brauchen.

 

Wir richten unbewusst unsere Konzentration darauf, die Erwartungshaltung des Beobachters zu erfüllen. Je wichtiger oder bedeutsamer die Beobachtenden für Betroffene sind, desto stärker ist die Hemmung.

 

 

Was bedeutet das für das Training?

Ich trete als Trainerin nur auf Aufforderung in die Kleingruppen (online oder in Präsenz) ein, bei denen es um Coaching-Aufgaben, Rollenspiele und sehr persönlichen Austausch geht. Selbstverständlich stelle ich vorher sicher, dass alle die Aufgabe richtig verstanden haben. 

 

Oft gibt es bei Coaching-Übungen auch eine Beobachter-Position, die anschließend Feedback gibt. Diese Rolle überhöhe ich in diesen Setting möglichst nicht, damit genau der o.g. Beobachter-Effekt nicht eintritt. 

 

Bei Sammlungsaufgaben oder generellem Austausch, wo es also nicht um irgendeine persönliche "Leistung" geht, schaue ich sehr wohl von Raum zu Raum und zeige mit den Teilnehmenden. 

 

 

Zum Artikel von Henning Beck

  

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