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LernCoaching-Tipp: Was ein Sägeblatt mit Konzentration zu tun hat

Wie du das Wissen um den Sägeblatt-Effekt nutzen kannst
Wie du das Wissen um den Sägeblatt-Effekt nutzen kannst

   

 Wenn ich kniffligen Lernstoff habe, der mir viel Konzentration abverlangt, dann nehme ich mir den gerne frühmorgens (zwischen 6 und 8 Uhr) oder auch spätabends (ab 22 Uhr) vor. Für mich sind das Zeiten, in denen der Alltag runtergefahren ist, wo ich ganz bei mir sein kann - und vor allem: wo es kaum Störungen gibt. 

 

E-Mails, Signal-Nachrichten, Anrufe oder andere Menschen sind noch oder schon im Nachtmodus und ich werde praktisch in meinem Tun nicht unterbrochen. Störungsfreiheit beim Lernen ist ein wahrer Konzentrationsbooster - ich finde, das ist einen Blog Artikel wert. 

 

 

Der Zeit-Verlust ist immer höher als die Dauer der Störung

 

Wenn du jetzt denkst: Ach, so ne Messenger Nachricht lesen dauert, 20Sekunden, das fällt doch gar nicht ins Gewicht, dann bist du auf dem Holzweg. Denn nicht nur, dass diese Nachricht deine Gedanken wandern lassen kann, die Zeit- und Konzentrationsverluste sind weit höher als die Dauer der Störung.

 

Es braucht eine Wiederanlaufzeit um in die Ursprungstätigkeit zurück zu finden. Manche Untersuchungen zeigen, dass es mindestens 5min braucht, um wieder mental zurückzukehren - also oft ein Vielfaches von der eigentlichen Störungszeit. Dazu kommt, dass das ursprüngliche Konzentrationsninveau meist nicht wieder erreicht wird. Das Bild verdeutlicht, wie das gemeint ist und warum es "Sägeblatt- oder Sägezahn-Effekt" heißt.

 

 

 

Ein sinnvoller Umgang mit Störungen ist wichtig

Es ist also völlig offensichtlich, dass Störungen schlecht sind. Ich habe hier einige Tipps zusammengestellt, die dir helfen, gut mit ihnen umzugehen, denn ausschließen kann man sie nicht. 

 

1.) Störungsarme Zeit und Räume suchen

Überlege dir, wann am Tag du am wenigsten mit Störungen rechnen musst. Es kann frühmorgens oder spätabends sein oder auch zu einem anderen Zeitpunkt. 

 

Ziehe dich in einen (inneren) Raum zurück, an dem Störungen nicht so gut zu dir durchdringen. Kennzeichne z.B. durch ein Schild oder durch das Aufsetzen von Kopfhörern dass du bitte nicht gestört werden willst. 

 

 

2.) Schalte ab, was geht 

Stelle deinen Computer so ein, dass du keine Mitteilungen bekommst, z.B. über neue Nachrichten oder E-Mails. Schalte das Handy auf stumm (also auch nicht auf Vibrationsalarm) oder mache es womöglich komplett aus.

 

 

Das eigentlich Spannende ist aber: was tun, wenn Störungen unvermeidlich sind? Wie also so mit ihnen umgehen, dass möglichst wenig Zusatzverluste zu verzeichnen sind? 


Dazu empfiehlt es sich, den oft sekundenschnellen Prozess in Zeitlupe zu betrachten, um die Ansatzpunkte hervorzuheben.

 

 

 

3.) Lasse aus Störungen Unterbrechungen werden

Das Wort "Störung" hat eine negative Konnotation, und da Sprache unser Denken und unseren Zustand beeinflusst, ist es besser sie neutral als "Unterbrechung" zu bezeichnen. Der Ärger über sie schrumpft durch eine Umbenennung und hat dadurch einen deutlich geringeren Einfluss.

 

 

4.) Entscheide ob du die Unterbrechung annimmst oder nicht

Am besten erstellst du schon vorher Kriterien nach denen du diese Entscheidung treffen kannst. Den Anruf vom besten Kumpel magst du ablehnen, den Anruf deines Lernpartners nicht. 

 

 

5.) Halte fest, wo in der ursprünglichen Tätigkeit du dich gerade befindest

Notiere dir den aktuellen Gedankengang, schreibe einen angefangenen Satz zu Ende, klebe ein Postit an die Stelle im Text wo du gerade bist, halte in einem Stichwort fest, was du bis jetzt gelernt hast. Das hilft dir enorm, später wieder schnell zurückzufinden. 

 

 

6.) Schließe die ursprüngliche Tätigkeit vorläufig ab

Schaffe eine neue Situation, indem du z.B. das aktuelle Fenster am Computer klein machst, ein Blatt Papier über den Text legst oder indem du dich auf dem Stuhl wegdrehst und eine neue Perspektive einnimmst. Dies schafft Klarheit im Gehirn. 

 

 

7.) Wende dich komplett der Unterbrechung zu

Noch schnell einen Satz zu Ende zu schreiben und gleichzeitig ein Telefonat anzunehmen, ist eine ganz schlechte Idee für alle Beteiligten! Dadurch entstehen viele Fehler, die erst wieder bereinigt werden müssen. 


Besser: Nachdem du die ursprüngliche Tätigkeit abgeschlossen hast, widme dich mit voller Aufmerksamkeit der Unterbrechung. Auch das schafft eine klare Trennung im Gehirn. 

 

 

8.) Schließe die Unterbrechung mit allen ToDos ab

Mache dir Notizen oder eine Liste, was sich aus der Unterbrechung ergeben hat. Z.B. "Thomas bescheid geben wegen heute Abend", "einen Termin in den Kalender eintragen" oder "ein Dokument abspeichern". Auf diese Weise muss im Hinterkopf nicht weitergearbeitet oder nachgedacht werden.

 

 

9.) Wende dich dann wieder komplett der ursprünglichen Tätigkeit zu

Also mache das Fenster wieder groß, nimm das Blatt Papier vom Text und wende dich auch körperlich wieder der Aufgabe zu. 


Habe innerlich den Gedanken im Kopf: "erst das eine, dann das andere". Oder: ganz wie in der berühmten Geschichte vom gelassenen Mönch: „wenn ich lese, dann lese ich. Wenn ich telefoniere, dann telefoniere ich …“

 

 

10.) Setze deinen inneren Dialog geschickt ein

V.a. indem du die Zeitformen ordentlich benutzt, denn diese helfen dir, klar zu trennen zwischen den einzelnen Tätigkeiten. Statt "ich mach noch schnell Notizen, dann mache ich weiter", sage besser: "ich habe alle wichtigen Notizen gemacht, jetzt mache ich weiter und später werde ich die Notizen noch einmal ansehen". 

 

 

Natürlich musst du nicht auf alle Stationen achten, aber sie geben dir Anhaltspunkte, worauf du deine besondere Aufmerksamkeit richten kannst. 

 

Ich wünsche dir eine produktive Lernzeit ... für mehr Freizeit :-)

 


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