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LernCoaching-Tipp: Emotionalität bei LernOrganisation berücksichtigen

   

 

Vor einiger Zeit hatte ich einen jungen Mann im Lerncoaching, der neben seinem Vollzeitberuf ein begleitendes Studium absolviert. Er ist hochmotiviert, interessiert und wenn er lernt, ist er effektiv und konzentriert. Aber er bezeichnet sich als eher unorganisiert, er weiß nicht, wie er Arbeit, Sport, Freunde treffen, Haushalt etc. und das kontinuierliche Lernen unter einen Hut bekommen soll. Jeder Lernplan ist bisher gescheitert. 

 

 

Was sehr schnell klar wurde: ihm fehlte eine Organisations-Struktur - und v.a. ein Plan, der zu ihm passt. Und mit "passen" meine ich, dass der Plan nicht nur realistisch ist, sondern sich auch gut anfühlt. Diese emotionale Komponente ist nach meiner Erfahrung entscheidend, ob der Plan funktioniert, oder nicht.

 

Wenn du das auch kennst, dann sind die folgenden Tipps sicher hilfreich:

 

 

Tipp 1: Nutze die ALPEN-Methode für deine Orga-Struktur

ALPEN ist ein Akronym und zugleich ein guter roter Faden:

 

 

 

A= Aufgaben sammeln, sortieren. Achte darauf, dass regelmäßige Aufgaben (z.B. Nacharbeit von Vorlesungen) genauso notiert werden, wie punktuelle, abschließbare (z.B. eine Hausarbeit schreiben).

 

L= Länge messen oder besser gesagt den Zeitaufwand festlegen. Dies ist eine Mischung aus Erfahrungswerten, beispielhaftes Zeit erfassen und auch Zeit-Beschränkung. Z.B. kann für die Nachbereitung von Vorlesungen 45min angesetzt werden, für die Recherchen für die Hausarbeit 3 Stunden.

 

P= im Original bedeutet das Puffer einplanen. Ich fand das immer schon merkwürdig. Ich habe das P in "Planung" verwandelt. Auf dieses P werden wir später noch eingehen (und natürlich sind dort auch Pufferzeiten berücksichtigt).

 

E= Entscheidungen treffen, also das Priorisieren von Lernstoff. Denn meist haben wir zu viel davon für unsere vorhandene Zeit, die wir aufwenden wollen. Auch hierauf gehen wir später noch einmal ein. 

 

N= Nachkontrolle / Nacharbeit. Im Agilen Lernen würden wir sagen, das sind die Reviews und Retros: Was hat gut geklappt, was wurde erreicht? Was hat nicht so funktioniert, wie du dachtest und was lernst du daraus für das nächste Mal?

  

Tipp 2: Finde deine persönliche Planungstiefe heraus

Genau an dieser Stelle kommt die Emotionalität ins Spiel. Wenn du einen Lernplan erstellst, dann muss er sich gut anfühlen. Er soll ein gute Orientierung geben, die Sicherheit und Zuversicht gibt. Und der Plan soll so sein, dass er dich nicht im "Würgegriff" hat, sondern den Freiraum erlaubt, den du brauchst. 

 

Wie detailliert der Plan sein soll, das ist sehr individuell - und genau das gilt es herauszufinden. Wo beginnt er sich schlecht anzufühlen? Wie kann nun das konkrete Vorgehen sein?

 

 

1) Erstelle einen Wochenplan

Was machst du eigentlich wann? Die einen notieren hier alles ganz akribisch, von Schlafenszeiten, Essenszeiten über Fahrtwege und Arbeit bis hin zu Hobbys und Lernzeiten. Andere tragen etwas allgemeiner ein ... tue das, was sich für dich besser anfühlt. Ziel ist, dass du klar hast, an welchen Wochentagen dir in etwa wie viele Lernzeiten möglich sind. 

 

2) mache eine Lernzeit-Übersicht

wie viel Lernzeit steht zur Verfügung ohne auf Hobbys, Freunde, Sport etc. verzichten zu müssen. Mache einen groben Überschlag: reicht das aus, oder nicht? Wenn nicht: Was von deinen Freizeitaktivitäten kannst du eine zeitlang zurückstellen oder verändern? Notiere die wöchentlichen Lern-Stundenzahl (z.B. 10 Stunden).

 

 

3) Plane den Inhalt der Lernzeiten

Spätestens hier scheiden sich die Geister: die einen lieben es, ganz genau aufzulisten, was sie wie lange an welchem Tag zu welchen Uhrzeit lernen und wann sie wie lange Pause machen. Und wie viel Pufferzeit (also nicht verplante Lernzeit) da ist.

 

 

Andere schränkt das total ein, sie fühlen sich gefesselt und brauchen eher eine grobe Übersicht. Brauchen Freiheit, wollen nicht im Detail planen. Auch wenn das gewisse Gefahren birgt, so ist der Wert des sich Wohlfühlens mit der Planung deutlich höher. 

 

Diejenigen, die detailliert vorplanen, werden sich eine Zeittafel erstellen (für die gesamte Woche oder für den nächsten Tag), in die sie eintragen: 16:15h-16:30h: Material herrichten / 16:30h-17:15h: Skript 1 lesen / 17:15h-18h: Extrakt aus dem Skript verfassen / 18h-18:15h: Wiederholung des Skripts anhand des Extraktes ... . Für viele ist das optimal, weil es eine klare Struktur hat, sie sich nicht verzetteln, effektiv alles abarbeiten und somit zuversichtlich sind, alles schaffen zu können.

Persönliches Beispiel KANBAN
Persönliches Beispiel KANBAN

 

Für andere ist es eine grauenvolle Vorstellung am Tag zuvor zu wissen, was sie um 16:20h tun werden bzw. tun müssen. Und pfeffern den Plan in die Ecke. Diesen lege ich ein KANBAN ans Herz:

 

Auf einem Blatt Papier werden 4 Spalten gezeichnet und eine Überschrift gegeben: "To do - To do today - Doing - done". Die gesammelten Aufgaben werden je nach Kategorie auf unterschiedlich farbige Klebezettel geschrieben (z.B. Nacharbeiten der Vorlesungen auf gelb und alles was mit der Hausarbeit zu tun hat auf blaue ...).

 

Wann immer es möglich ist, wird ein Zettel in "today" und dann "doing" und schließlich auf "done" geklebt. Diese Vorgehensweise bietet eine wunderbare Orientierung und Übersicht, was noch zu tun ist und was schon geschafft wurde und lässt zugleich viel Freiraum. 

 

Tipp 3: Entwickle dein persönliches Entscheidungs- / Priorisierungs-Tool

Dabei kannst du berücksichtigen, was wichtige Grundlagen sind, was viele Punkte bei Klausuren gibt, was Kommilitonen oder die Profs empfehlen ...

 

Ich habe für mich z.B. die Eisenhower Matrix angepasst: Statt als Achsen für die 4-Felder-Tafel "Dringend" und "Wichtig", habe ich nur "Wichtig" und "mag ich gerne" angelegt. Und zwar deswegen, weil ich gerne Zeit mit Sachen verbringe, die mir Spaß machen, selbst wenn sie nicht so wichtig sind. Diese Matrix hilft mir, gute Entscheidungen zu treffen. 

 

Überlege, welche Achsen für dich nützlich sind und sortiere deine Aufgaben und Lern-ToDos in die Matrix ein. Ob du mit blau oder grün beginnst, ist immer typabhängig.

  

 

  

Tipp 4: Prüfe bei allem, ob es sich für dich gut anfühlt

Egal bei welchem Schritt in der LernOrganisation: spüre immer wieder in dich hinein, ob sich das gut anfühlt oder nicht. An welcher Stelle meldet sich womöglich ein beklemmendes Gefühl - z.B. bei einer sehr detaillierten Aufgabensammlung oder genau beim Gegenteil: wenn sie zu wischi waschi ist. Verändere so lange, bis du ein gutes Gefühl hast, probiere aus, blicke zurück und passe für dich an.

 

 

Dann wird dir das Organisieren Spaß machen und helfen. So wie bei dem jungen Mann, der nach einigem Hin und Her und Experimentieren SEINEN Plan gefunden hat. 

 

 

 


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