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Over-Choice Effect im Kontext Lernen

   

Früher war es ganz einfach: es gab einen Seminarkatalog, der meist im Herbst für das Folgejahr erschien, aus dem man sich sein Seminar aussuchte und fertig. Das einzige, worüber man nachdachte, war: welches Thema ist für mich interessant, was bringt mich weiter?

Heute haben wir unzählige Möglichkeiten, WIE wir lernen können: selbstlernend, in individuell betreuten Selbstlernkursen, in Lernzirkeln, als klassisches Präsenz-Seminar, in Flipped Learning Format, Live-Online oder in einer Kombination davon. Die Gefahr des Over-Choice-Effects ist groß.

 

Wir sind die Generation "zuviel". Wir erleben täglich ein zuviel an Informationen, Wissen, Bilder, Möglichkeiten, Veränderungen und Entscheidungsanforderungen. Statt dass wir dies genießen, tritt oft das Gegenteil ein: wir wählen lieber gar nichts. Dies wird als "Marmeladen-Paradoxon" oder Over-Choice-Effect bezeichnet.

 

 

Der Over-Choice-Effect

Der "Over-Choice-Effekt" besagt, dass zu viele Wahlmöglichkeiten oft dazu führen, dass man es dann eher ganz lässt. Man verweigert sich der Beschäftigung mit der Auswahl. Im oben genannten Beispiel würde ich dann gar kein Seminar besuchen, weil ich mit der Wahl des besten Lernformates schlicht überfordert bin.

 

 

Was hat jetzt die Marmelade mit diesem Effekt zu tun?

In einem Experiment an der Columbia University gab es bereits 2001 das berühmte Marmeladen-ExperimentDas Forscherteam bot in einem Versuch 24 verschiedene Sorten Marmelade an. Nur 3 Prozent der Proband:innen kauften eine davon.

 

Danach wurde die Menge deutlich reduziert: lediglich 6 verschiedene Marmeladesorten wurden angeboten. Jetzt waren es 30 Prozent, die ein Glas kauften.

 

Fazit: Mit der Reduzierung der Auswahl wurden die Verkäufe gesteigert und die Proband:innen fühlten sich danach auch zufriedener.

 

 

Warum freuen wir uns nicht über die große Auswahl, sondern finden sie stressig?

  • Die vielen Wahlmöglichkeiten müssen bewertet werden, dadurch steigt die Erwartung, das perfekte Produkt und die perfekte Dienstleistung finden zu müssen. Das stresst.
  • Zudem haben wir Angst vor einer falschen Entscheidung.
  • Denn wenn wir eine falsche Entscheidung treffen, dann fühlen wir uns schuldig - wir hätten ja auch etwas anderes wählen können. 
  • Je mehr wir uns mit Wahlmöglichkeiten beschäftigen, umso weniger wissen wir, was wir eigentlich wollen

 

Was bedeutet das für uns Bildungsanbietende?

  • Grundsätzlich ist es gut, wenn Wahlmöglichkeiten geschaffen werden. Sie fördern das Gefühl der Freiheit, Selbstwirksamkeit und Freiwilligkeit beim Lernen. Wir dürfen nur nicht übertreiben, denn ein Zuviel an Wahl ist schlecht.
  • Wir dürfen achtsam mit der Menge Auswahl sein: ist sie übersichtlich und den Vorkenntnissen bzw. der Lernpersönlichkeitsentwicklung der Zielgruppe entsprechend
  • Wir können eine klare Entscheidungshilfe bieten, damit überhaupt eine Wahl getroffen wird und diese auch noch mit einem guten Gefühl. 
  • Digitale Assistenten können vorsortieren und damit die schier unbegrenzten Möglichkeiten auf ein gutes Maß reduzieren.

 

Beispiele für eine Entscheidungshilfe

  • gute Gründe für ein Institut ganz allgemein zusammenstellen. So haben wir es mit "4 Gründe für mindSYSTEMS" gelöst
  • man kann Entscheidungskriterien anbieten, damit die Wahl leichter fällt. So haben wir es z.B. bei den NLP Seminaren gemacht.
  • Oder eine Lernformate Guideline für das individuell passende Lernformat anbieten (diesen gibt es nun auch als digitalen Assistenten).

 

 

Ganz plakativ kann man sagen: weniger Wahl führt zu mehr Bildung :-).


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