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Die eierlegende Wollmilchsau im Bildungssystem - sie wurde gesichtet!

   

Gerade ist wieder die Phase, in der (genauso wie nach den Zwischenzeugnissen) die meisten LernCoaching-Anfragen kommen.

 

Schüler:innen stecken fest, sind frustriert und die Eltern verzweifelt. Oft kann die Schule da nicht weiterhelfen. 

 

Es stellt sich die Frage: wie kann Lernen leichter und sinnvoller innerhalb des bestehenden Schulsystems funktionieren? Denn eine tiefgreifende Veränderung braucht Zeit. Zeit, die die Schüler:innen leider nicht haben. 

 

Beginnen wir mit der Frage: "Was sind Voraussetzungen für leichtes und sinnvolles Lernen"?

 

Analysiert man die Befunde der modernen Lernpsychologie, so kristallieren sich einige wichtige Faktoren heraus, die im Schulsystem nur schwer umsetzbar sind und für die es andere, praktikable Lösungen geben muss:

 

 

Individualisiertes Lernen 

Mittlerweile ist allgemein bekannt: Jede:r lernt anders erfolgreich. Und zugleich ist es eine Bärenaufgabe in einer Schulklasse mit 30 Schüler:innen individuelle Wege zu ermöglichen. Dabei ist der individuelle Lernweg tatsächlich der erfolgreichste.

 

Gehen wir von einem Schüler, 8. Klasse, aus, der beim Thema Mathe immer wieder an seine Grenzen stößt. Könnte er individuell lernen, fände er Mathe durchaus bewältigbar, ja vielleicht sogar spannend und interessant. 

 

Was kennzeichnet einen individuellen Weg?

  • im ganz eigenen Tempo lernen können - manche lernen sehr schnell, andere langsam und bedächtig.
  • mit beliebig vielen Wiederholungsschleifen - bei manchen macht es beim ersten Erklären "Klick", andere brauchen mehrere Wiederholungen.
  • an dem Ort, an dem die beste Fokussierung möglich ist - bei den einen ist es am Schreibtisch, bei anderen am Küchentisch oder auf dem Bett.
  • zu der Uhrzeit, wo die beste Aufnahmefähigkeit da ist - für die einen am frühen Nachmittag, für andere am späteren Abend.
  • zu dem Zeitpunkt, an dem Motivation gerade hoch ist - ja, es gibt sie auch bei schwierigen Themen ... die Momente des Gefühls: "ich will das jetzt checken!"
  • in der Tiefe bzw. dem Detailliertheitsgrad an Erklärung, der für das Thema nötig ist - je nach Vorkenntnissen brauchen die einen den groben Überblick, um es zu verstehen, andere gehen einige Schritte zurück, um den Anschluss zu finden.
  • mit passenden Aufgaben, die helfen, das Gelernte zu verankern - und nicht welche, die für alle gleich sind, egal wie weit sie schon sind.

 

 

Sofortiges Feedback

Meist reicht die Unterrichtszeit aus, um den Stoff (gut) vermittelt zu bekommen und gemeinsam eine Aufgabe (z.B. Matheaufgabe) zu bearbeiten. Das persönliche Üben findet dann zu Hause statt. Die Aufgaben werden gelöst, wie man eben meint, dass es zu sein hat.

 

In der nächsten Unterrichtsstunde wird es korrigiert (manchmal auch leider nicht). Viel zu spät - denn dazwischen liegt nicht nur viel Zeit sondern auch andere Themen und Aufgaben. Sehr ungünstig, um aus Richtigem und Falschem zu lernen. Der gedankliche Anschlusspunkt wurde versäumt.

 

Gelernt wird aber am besten und schnellsten, wenn man eine sofortige Rückmeldung bekommt, ob man auf dem richtigen Weg ist. 

 

Eine Lösung ist hier der flipped classroom: Die Schüler:innen schauen sich Videos zum Lernstoff zu Hause an, notieren sich Fragen und im Unterricht wird dann nur noch geübt mit einer schnellen Feedback-Schleife. 

 

Diese Unterrichtsform ist jedoch noch immer nicht weit verbreitet.

 

 

Learning in the moment of need

Kehren wir wieder zum Bearbeiten von Mathe-Aufgaben zu Hause zurück: angenommen der o.g. Schüler sitzt an einer Matheaufgabe und kommt einfach nicht weiter. Die Aufzeichnungen im Heft und das Buch bringen kein Licht ins Dunkel. Also schreibt er ein Fragezeichen in sein Heft und legt es zur Seite.

 

Sehr schade, denn erstens wäre der Lerneffekt am höchsten, wenn er genau dann eine passende Unterstützung bekäme und weitermachen könnte, wenn er mittendrin ist. Und zweitens steigt die Motivation automatisch enorm an, wenn im Moment des Problems eine Lösung gefunden wird

 

Ideal wäre also eine permanent greifbare Mathelehrerin, die sofort weiterhelfen kann. 

 

 

Im wertschätzenden Dialog 

Klar könnte der Schüler in dieser Situation nicht nur das Schulheft oder die Mitschriften zu Rate ziehen, sondern auch bei YouTube eines der wirklich tollen Mathe-Erklärvideos anschauen. Das kann in manchen Fällen helfen, in vielen jedoch nicht. 

 

Abgesehen davon, dass es oft viel Zeit braucht, das passgenaue Video zu finden, fehlt ein ganz entscheidender Faktor: der Dialog! Bei der Hausaufgaben-Bearbeitung mit YouTube Videos sitzt man alleine im stillen Kämmerlein.

 

Doch das Gehirn ist auch ein Beziehungsorgan. Eine Unterstützung, eine Hilfe zur Selbsthilfe im Dialog ist extrem erfolgreich und wohltuend. 

 

Wie schön wäre es, wenn der Schüler eine ständig verfügbare, wertschätzende, motivierende Ansprechpartnerin hätte, die ihm auf Augenhöhe beim nächsten Schritt helfen würde!

 

 

LernCoaching wenn es gebraucht wird

Viel motivierender und leichter könnte das Lernen sein, wenn nicht nur Inhalte vermittelt würden, sondern wenn auch Zeit da wäre, an der eigenen Lernpersönlichkeit zu arbeiten.

 

Also zu wissen, wie man mit Frust umgehen kann, wie man sich selbst wieder fokussieren kann, wie mentale Hindernisse überwunden werden können, wie man ein positives und hilfreiches mindset aufbauen kann.

 

LernCoaching kann hier mit einer Fülle an Methoden und Tools wunderbar unterstützen. Und am allerbesten kann es das, wenn Lerncoaching in genau dem Augenblick stattfindet, wenn der Schüler z.B. in einem Motivationsloch ist.

 

Wenn dann eine Methode angeboten wird, die ihm einen Weg eröffnet, da selbst wieder herauszukommen. Dann würde er nicht nur lernen, wie er diesen Moment überwinden kann, sondern hat auch gelernt, dass er grundsätzlich solche Situationen bewältigen kann - er hat also Selbstwirksamkeit gelernt. 

 

 

 

Die eierlegende Bildungs-Wollmilchsau

Das alles zusammenzubringen im aktuellen Bildungssystem scheint die eierlegende Wollmilchsau, eine Utopie, zu sein. Doch es gibt einen Lichtblick. Die Vision könnte tatsächlich wahr werden.

 

Wenn alles so klappt, woran wir gerade mit sehr viel Herzblut arbeiten, dann wird es bald einen großen Schritt auf dem Weg zu neuem, modernen Lernen - für ALLE - geben. Weitere Infos folgen nach und nach.

     


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Kommentare: 1
  • #1

    Jutta Zerr (Sonntag, 27 November 2022 12:12)

    Liebe Iris, das klingt ja fast zu schön, um wahr zu sein, besonders das "für ALLE", ich bin sehr gespannt und freu mich mehr zu hören/lesen...
    Ich wünsche dir und dem Team eine besinnliche und entspannte Adeventszeit, ganz herzliche Grüße aus dem Kaiserstuhl,
    Jutta